Humus - ein lebendiges Wunder

Der Humusgehalt unserer Landwirtschaftlichen Böden ist seit Jahrzehnten am abnehmen. Die Überdüngung, die zerstörende Wirkung der Pestizide auf die Bodenlebewesen und die intensive Bodenbearbeitung haben schwerwiegende Folgen für unsere Umwelt. Humus hat eine hohe Wasserspeicher- Kapazität und verhindert bei Starkregen Überschwemmungen und liefert bei Trockenheit den Pflanzen länger Wasser.

Humus ist der Lebensraum einer unvorstellbaren Vielfalt an Mikroorganismen, die fähig sind, chemische Schadstoffe oder Krankheitskeime die in den Boden gelangen zu reinigen, bevor sie das Grundwasser erreichen


Einer der wichtigsten Faktoren ist aber das  CO₂ Bindepotenzial von Humus. 


Beispiel für eine Hektare Land



Es gibt verschiedene Wege wie Humus aufgebaut wird. Der bedeutendste Weg ist über lebende Wurzeln. Pflanzen atmen bei der Photosynthese CO₂ ein und bilden dabei Zucker und Sauerstoff. Der Zucker wird für das weitere Wachstum der Pflanzen verwendet oder über die Wurzeln ausgeschieden. Das Phänomen der Wurzelausscheidungen an die Bodenmikroorganismen ist einer der wichtigsten Faktoren überhaupt für einen erfolgreichen Humusaufbau. 

Die 4 Promille Initiative 

Jährlich kann 0,1 % - 0,4 % Humus aufgebaut werden. Dies ergibt pro Jahr ≈ 16 t CO₂ / Hektare die im Boden gespeichert werden. 

Pro Liter Benzinverbrauch entsteht 2,3 kg CO₂. Bei 6 l / 100km ergibt dies 13,8 kg CO₂

Somit kann beim Humusaufbau pro Hektare ≈ 1159 km Kilometer Autofahrt kompensiert werden. 


In der Schweiz haben wir 14’817 km² Landwirtschaftsfläche. Das jährliche Potenzial in der Schweiz liegt also bei 14’81’700 x 16 = 23’707’200 t CO₂ das kompensiert werden kann. Das entspricht einem grossen Teil der in der Schweiz verursachten Menge an CO₂ mit 32’300’000 t CO₂. 


Die ganze Rechnerei klingt etwas utopisch, hat es aber bereits auf die weltweite politische Bühne geschafft an der Klimakonferenz 2015 in Paris (COP21) und wurde vom französischen Agrarminister Stéphane Le Foll vorgestellt.

Regierungen und Wissenschaftler kritisieren die Theorie wegen Kontroversen in der Messbarkeit von Humus und die Umsetzbarkeit durch die Komplexität der Bodenfunktionen. Darum sind es privat organisierte Bewegungen, die mit viel Eigeninitiative den Beweis über die Umsetzbarkeit erbringen. Führend in Europa ist die Ökoregion Kaindorf in Österreich: https://www.oekoregion-kaindorf.at

In der Schweiz arbeitet der Bodenfruchtbarkeitsfonds an diesem Thema zusammen mit den Landwirten. https://www.bodenfruchtbarkeit.bio/

Bei den vorgeschriebenen Bodenproben in der Schweiz, die nach den vorgegebenen Methoden der Agroscope durchgeführt werden, wird der Humusgehalt mittels einer Fühlprobe bestimmt. Dies zeigt exemplarisch wie gering das Interesse, der vom Bund finanzierten Forschung, an einer nachhaltigen Landwirtschaft ist. 

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Gesunder Boden - Gesunde Pflanzen - Gesunde Menschen

Die Wissenschaft erzielte in den letzten Jahren gewaltige Sprünge in der Molekularbiologie. Das im Jahr 1990 gestartete Humangenomprojekt hat über 13 Jahre gebraucht um den Baucode der menschlichen DNA zu entschlüsseln. Die menschliche DNA alleine macht uns aber noch lange nicht zu dem was wir sind, nämlich ein Superorganismus. In unserem Darm, aber auch die gesamte Hautoberfläche sowie Mund und Nasenhöhle wird von einer Vielzahl an Mikroorganismen besiedelt. Diesem Fakt widmete sich das darauffolgende "Human Microbiome Project" welches alle DNA der mit uns in Symbiose lebenden Mikroorganismen bestimmte. Nach 7 Jahren erschienen im Jahr 2014 die Ergebnisse, die meine Sichtweise auf den Mensch nachhaltig verändert hat. 

Auf eine menschliche Zelle kommen ca. 5 mal mehr Zellen nicht menschlicher Herkunft. Wir sind also viel weniger Mensch als wir denken. Wichtige Lebensfunktionen werden durch diese Vielzahl an Mikroorganismen gelenkt. Was in unserem Darm geschieht, hat einen grossen Einfluss auf unser Gehirn. Diabetes und Übergewicht wie auch Erkrankungen des Gehirns wie Autismus und Depressionen werden stark durch die Zusammensetzung der Darmflora bestimmt. 

Unsere Umwelt, wie die Nahrung die wir zu uns nehmen, bestimmt die Vielfalt der Darmflora mehr als die menschliche DNA. Studien zeigen einen drastischen Verlust der Diversität unserer Darmflora in Industrieländern. Die Faktoren dafür sind vielfältig. Antibiotika gehört wohl zum grössten Killer dieser Diversität. Antibiotika tötet rund 80% der Darmflora ab, dieser Verlust kann Jahre danach noch festgestellt werden. Nach einem Antibiotikagebrauch eignen sich probiotische Lebensmittel wie Sauerkraut, Jogurt oder Käse (ungekocht versteht sich) zur Wiederansiedelung der Darmflora. Ergänzend dazu Gemüse aus gesundem Boden, nur leicht gewaschen. Doch es ist nicht nur Antibiotika, es ist auch unsere gute Hygiene, Konservierungsmittel in verarbeitetem Essen und Pestizid- Rückstände auf Lebensmittel sowie eine Ernährung mit wenig Rohfasern. 

Humus hat eine ähnliche Mikroorganismen Dichte wie sie in unserem Darm gefunden wird, aber eine um 90% grössere Vielfalt. Im Boden leben viele Mikroorganismen, die für die Verdauung unserer Nahrung verantwortlich sind. Mir einer funktionierenden Nährstoffversorgung unseres Körpers, stärken wir das Immunsystem und tragen zur geistigen Gesundheit bei. 

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